Lambrini Girls
Unterlegt von einem gewaltigen Krachgewitter aus zerhackenden Powerchords, dröhnendem Feedback und treibenden Drumbeats zu brüllen (mit höchstmöglicher Intensität, versteht sich), als was für eine Person man sich selbst identifiziert, kann nur befreiend (und damit gesund) sein. »Help Me, I’m Gay« heißt einer der Hits der Brightoner Punkband Lambrini Girls, die in ihren feurigen Wutausbrüchen eine queere, immer noch zu seltene Form der Aggression und Anti-Haltung an den Tag legen; und vor allem Spaß dabei haben. Frontfrau Phoebe Lunny ist jedenfalls nicht zu überhören, wenn sie ebenso humorvoll wie todernst gegen Pseudo-Feminist*innen und transphobe Blödköpfe schießt. Die Wut der Lambrini Girls ist jedoch nicht nur ablehnend, sondern funktioniert im gleichen Zuge auch als bejahendes Statement: Denn eine Beschimpfung des Jungsclubs, der die britische Musikszene immer noch ist, lässt sich natürlich auch als Lobgesang auf die lesen, die nicht dazugehören (dürfen). Dass das extrem wertvoll ist, hat auch Iggy Pop erkannt, der sich bereits als Riesenfan der Band geoutet hat.